Menschen sind soziale Wesen, das heißt, wir sind immer von anderen Menschen umgeben und werden durch unsere Beziehungen zu ihnen beeinflusst. Im frühen Kindesalter beschränkt sich die Interaktion eines Kindes auf die unmittelbare Familie: Eltern oder Bezugspersonen und Geschwister. Doch nach und nach spielen immer mehr Menschen im Leben des Kindes eine Rolle, wie z.B. Lehrer, Freunde, Nachbarn, Mitglieder der lokalen Gemeinschaft und schließlich die Gesellschaft als Ganzes, wodurch die Bandbreite der Settings und Faktoren, die die Entwicklung des Kindes im Laufe der Zeit bestimmen, erweitert wird.Die Settings, in denen sich das Kind entwickelt, bilden das ökologische Umfeld der kindlichen Entwicklung (Bronfenbrenner, 1977) und sind vielschichtig. Die für das Kind unmittelbarste Schicht umfasst interne Settings, an denen das Kind aktiv beteiligt ist, wie z. B. Familie, Schule und Gleichaltrige (Bronfenbrenner, 1977). Dieses Mikrosystem ist von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung des Kindes, da hier die Prototypen für Rollen und Verhaltensmuster festgelegt werden. In der zweiten Schicht, einem Mesosystem, werden die Wechselbeziehungen zwischen Familie, Schule und Gleichaltrigen aufgebaut (Bronfenbrenner, 1977). Da das Kind beispielsweise sowohl in der Schule als auch zu Hause Zeit verbringt, schafft es Netzwerke von Eltern, Lehrern und Gleichaltrigen, in denen das Kind Kontakte pflegt, Wissen erwirbt und sich entwickelt. Die dritte Schicht, ein Exosystem, umfasst externe Settings, zum Beispiel den Arbeitsplatz der Eltern, Massenmedien, Kommunalpolitik (Bronfenbrenner, 1977). An ihnen nimmt das Kind nicht aktiv teil, aber sie haben einen indirekten Einfluss auf die Entwicklung des Kindes. So kann zum Beispiel die Änderung der beruflichen Situation der Eltern (Arbeitsplatzverlust) das Setting der Familie beeinflussen (geringeres Einkommen) und sich folglich auf die Entwicklung des Kindes auswirken. Schließlich erfolgt der Einfluss auf die Entwicklung des Kindes in einem Makrosystem – der vierten Schicht des ökologischen Umfelds – auf einer breiteren Ebene der Kultur und Ideologien, die für eine bestimmte Gesellschaft üblich sind (Bronfenbrenner, 1977).Insgesamt wird also vom Haushalt und der Schule über die lokale Gemeinschaft bis hin zu einem breiteren kulturellen Umfeld die Entwicklung des Kindes während seines gesamten Lebens von verschiedenen sozialen Settings und Beziehungen beeinflusst.
Bronfenbrenner, U. (1977). The ecology of human development:
Experiments by nature and design. Harvard University Press.
Fast jeden Tag lernt ein Mensch etwas Neues, seien es die Informationen, die man in der Schulklasse bekommt, einen interessanten Sachverhalt, den man im Internet entdeckt oder ein neues Rezept, das man in einem Kochbuch liest. Lernen ist nicht nur integraler Bestandteil des menschlichen Lebens, sondern auch ein zutiefst sozialer Prozess, da immer mindestens zwei Personen erforderlich sind: diejenige, die Wissen teilt und diejenige, die es erhält. Bei kleinen Kindern ist der soziale Charakter des Lernens unbestritten. Tatsächlich ist es schwer vorstellbar, dass ein kleines Kind ohne soziale Interaktionen mit anderen in der Lage wäre, neues Wissen zu erwerben und Fähigkeiten zu entwickeln. Soziale Zusammenarbeit ist im Lernprozess des Kindes einfach unerlässlich, und die Theorie, die dieses Konzept erläutert, ist die Theorie des Sozialkonstruktivismus, die von Vygotsky (1978) aufgestellt wurde.
Der Sozialkonstruktivismus betrachtet das Lernen und damit die Entwicklung des Kindes als fortlaufend: von dem, was das Kind bereits weiß und ohne fremde Hilfe anwenden kann (Zone der tatsächlichen Entwicklung) bis zum potenziellen Wissen (Zone der proximalen Entwicklung). Die potenzielle Entwicklung des Kindes kann nur unter der Anleitung sachkundigerer Anderer – eines Erwachsenen oder eines fortgeschritteneren Altersgenossen – in die tatsächliche umgewandelt werden (Vygotsky, 1978). Mit anderen Worten, das Kind weist zu jedem Zeitpunkt des Lernprozesses sowohl „Früchte“ als auch „Knospen“ der Entwicklung auf, und letztere haben nur im Zusammenwirken mit anderen das Potenzial zum „Aufblühen“ und „Früchte tragen“ (Vygotsky, 1978).
Als aktive Mediatoren der kindlichen Entwicklung können Lehrkräfte verschiedene kooperative Lernübungen anwenden, damit das Lernen im Unterricht Früchte trägt. Zum Beispiel können Lehrer die Hilfe von schon weiter fortgeschrittenen Kindern in Anspruch nehmen, indem sie diese mit Kindern zusammenarbeiten lassen, die bei komplexen Aktivitäten Unterstützung benötigen. Darüber hinaus können die Lehrer die Eltern einladen, in den Unterricht zu kommen, um sie zu beraten. Abgesehen von den kenntnisreicheren anderen ist der Einsatz von Technologie eine weitere Scaffolding-Praxis, da Geräte als Medium für soziale Interaktionen und damit für Entwicklung dienen können. Unabhängig davon, welche Praxis zur Anwendung kommt, hilft das Scaffolding-Lernen mit sozialer Interaktion den Kindern, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Vygotsky, L. (1978). Mind in society. Harvard University Press.
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(FNR C18-SC-12637907-TRANSLA-Aleksic)