Zusammenarbeit in der Heimschule

Eltern spielen eine entscheidende Rolle im Leben ihrer Kinder. Die Familie ist eine primäre soziale Einheit und die Beziehung zu ihren Eltern ist für Kinder von grundlegender Bedeutung. Sie stellt das Bindeglied zwischen den Kindern und ihrem Umfeld dar. Daher ist die Einbeziehung der Eltern in die verschiedenen Aspekte des Lebens der Kinder wichtig, insbesondere wenn es um deren Bildung geht. Die Einbindung der Eltern in die Bildung ihrer Kinder hat, insbesondere bei Vorschulkindern, vielfältige positive Auswirkungen darauf, wie sie Schule erleben und auf ihre soziale Kompetenz. Was die schulischen Leistungen angeht, so wirkt sich das Engagement der Eltern positiv auf den schulischen Erfolg, das Engagement und die Motivation der Kinder aus. Eltern, die sich einbringen zeigen damit, wie wichtig Schule ist, was dazu führt, dass die Kinder motivierter und engagierter sind und so bessere schulische Leistungen erzielen. Dies wiederum führt bei den Kindern zu mehr Motivation und Engagement für die Schule. Gleichzeitig hat die Einbeziehung der Eltern einen positiven Einfluss auf das soziale und emotionale Erleben der Kinder. Durch das Engagement ihrer Eltern bekommen Kinder das Gefühl, dass sie ihren Eltern wichtig sind und fühlen sich dadurch bestätigt und in ihrem Selbstwertgefühl gestärkt. Dieses positive Gefühl der Wertschätzung und das gute Selbstwertgefühl helfen dem Kind, seinen Weg zu finden und nicht in kriminelles Verhalten abzudriften. Soziale und emotionale Anpassung gelten als wesentliche Aspekte für den späteren Übergang ins Erwachsenenalter.

Leider können sich nicht alle Eltern in vollem Umfang in die Bildung ihrer Kinder einbringen. Bei Eltern mit Migrationshintergrund gibt es manchmal sprachliche und kulturelle Barrieren oder sie haben das Gefühl, in der Schulgemeinschaft nicht willkommen zu sein und über die Regeln eines fremden Schulsystems nicht informiert zu sein. Isolation aufgrund von niedrigem sozio-emotionalem Status und Beruf ist ein weiterer Faktor, der die Beteiligung der Eltern an der Schulbildung ihrer Kinder beeinflusst. Es wurde auch festgestellt, dass unterschiedliche Kulturen sehr unterschiedlich kommunizieren, weshalb sie andere Vorstellungen in Bezug auf die Zusammenarbeit von Elternhaus und Schule haben und die Rollen, die Eltern und Lehrern im Leben der Kinder zu übernehmen haben. Trotz unterschiedlicher Faktoren haben diese Eltern oft den starken Wunsch, sich für die Bildung ihrer Kinder einzusetzen. Die im Rahmen des TRANSLA-Projekts angebotene Fortbildung  für Lehrer bietet eine Reihe von Aktivitäten, die dazu beitragen, die Eltern einzubinden und die Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule zu verbessern.

Barger, M. M., Kim, E. M., Kuncel, N. R., & Pomerantz, E. M. (2019). The relation between parents‘ involvement in children’s schooling and children’s adjustment: A meta-analysis. Psychological bulletin, 145(9), 855–890.

Celic, C., & Seltzer, K. (2011). Translanguaging: A CUNY-NYSIEB guide for educators. New York City, NY: The City University of New York.

Chumak-Horbatsch, R. (2012). Linguistically appropriate practice: A guide for working with young immigrant children (2nd ed.). Toronto, CA: University of Toronto Press.

Zuerst stellen die Lehrer den Eltern ihre mehrsprachige Klasse in einem Willkommensbrief vor. Das Schreiben enthält Informationen über die von den Kindern in der Klasse gesprochenen Sprachen sowie eine Auflistung der Sprachen, die die Lehrer beherrschen, um deren positive Einstellung zur Mehrsprachigkeit deutlich zu machen. Darüber hinaus erhalten die Eltern in diesem Brief Informationen über den sprachorientierten Lehrplan und werden eingeladen, an verschiedenen sprachbezogenen Aktivitäten teilzunehmen, die während des gesamten Schuljahres von den Lehrern organisiert werden. Alles in allem zeigt der Brief an die Eltern die positive Einstellung der Lehrkräfte gegenüber den Heimatsprachen und unterstreicht, dass die Heimatsprachen, und somit auch die Eltern, im Unterricht willkommen sind.

Die Lehrer laden die Eltern dazu ein, einem Sprachenkomitee beizutreten. Hierbei handelt es sich um eine Elterngruppe mit Elternvertretern für jede Heimatsprache der Kinder. Hauptanliegen des Sprachenkomitees ist es, Sprachen in den Unterricht mit einzubinden. Den teilnehmenden Eltern werden Aufgaben wie etwa die Mitwirkung an sprachbezogenen Unterrichtsaktivitäten, die Übersetzung von Unterrichtsmaterialien, die Bereitstellung von Ressourcen und Materialien (Broschüren, CDs, DVDs) in der Heimatsprache und die Aktualisierung eines Newsboards im Klassenzimmer mit Informationen zu Gemeinschaftsveranstaltungen angeboten.

Die Lehrkräfte veranstalten Workshops, bei denen sie Eltern über die Vorteile der Mehrsprachigkeit informieren, die wesentliche Rolle thematisieren, die Eltern für ihre Kinder beim Erlernen der Muttersprache spielen und ganz allgemein auf die Fragen der Eltern zu Sprachen und zum Erlernen einer Sprache eingehen. Diese Einbindung der Eltern erfolgt je nach Bedarf entweder auf Ebene einzelner Klassen oder auf Schulebene.

Es ist ganz normal, dass den Kindern eines Aufnahmelandes die Sprachen und Kulturen von Kindern mit Migrationshintergrund unbekannt und fremd erscheinen. Um den Kindern dabei zu helfen, die sprachlichen und kulturellen Barrieren zu überwinden, werden die Eltern ins Klassenzimmer eingeladen, um ihre Sprachen und Kulturen vorzustellen. Eltern können dies auf unterschiedliche Weise tun. So können Eltern gebeten werden, im Unterricht kulturorientierte Workshops anzubieten, in denen sie die Bedeutung verschiedener Traditionen erklären und die Kinder zum Ausprobieren einladen. Eltern bringen zum Beispiel Gegenstände mit, die für ihr Heimatland und ihre Kultur stehen, wie z.B. traditionelle Kleidung. Sie bringen den Kindern traditionelle Tänze bei, singen traditionelle Lieder oder zeigen ihnen traditionelles Kunsthandwerk wie Henna-Körperbemalungen. Eltern können auch eingeladen werden, in der Klasse ihre Heimatsprachen vorzustellen und so das Bewusstsein der Kinder für Sprache zu schärfen. Eltern können Kindern beibringen, wie sie sich mündlich in einer neuen Sprache vorstellen und ihren Namen in einer neuen Schrift schreiben, sie können Kindern den Grundwortschatz der Sprache beibringen, Geschichten in ihrer Muttersprache erzählen oder lesen (während der Lehrer die gleiche Geschichte in der Unterrichtssprache erzählt/liest) und sie können auch Bildmaterial verwenden, wie z.B. die Flagge ihres Heimatlandes.

Die Lehrer bitten die Kinder, ihre (Groß-)Eltern zu befragen und deren Lebensgeschichten im Unterricht zu erzählen. Es können Fragen zu Geburtsort und -datum der Eltern gestellt werden, zu den Orten, an denen sie als Kind gelebt haben und den Sprachen, die sie gesprochen haben, zu ihren Lieblingsbeschäftigungen, ihrem Spielzeug, Essen, ihrer Schule, ihren Familienaktivitäten, dem Alltag und den kleinen Pflichten, die sie als Kind übernehmen mussten. Anhand dieser und vieler weiterer Fragen erfahren Kinder mehr über das Leben ihrer Eltern und bringen dieses Erleben in den Unterricht ein. Dadurch werden die Erfahrungen und das Engagement der Eltern in der Schulbildung des Kindes glaubwürdig. Dies ist besonders wichtig für Eltern, die sich aufgrund ihrer Erwerbstätigkeit oder von Sprachbarrieren nicht immer aktiv in die schulischen Aktivitäten einbringen können. Diese Aktivität kann dazu beitragen, Eltern der Arbeiterklasse und Eltern mit Migrationshintergrund im Unterricht genügend Anerkennung zu verschaffen. Am Schluss dieser Aktivität wird dann ein Buch mit sämtlichen Elterngeschichten zusammengestellt.

Eltern können sich einbringen auch ohne im Klassenzimmer präsent zu sein. Eine der Aktivitäten, die  Familie und Klassenzimmer miteinander verbindet, ist das gemeinsame Gestalten eines Familienwappens von Kindern mit ihren Eltern, welches dann im Klassenzimmer gezeigt wird. Zum Abschluss wird dann aus dem Familienwappen ein Poster gemacht und in der Klasse ausgestellt. 

Die Lehrkräfte bitten die Kinder, einen kunsthandwerklichen Gegenstand aus ihrem Heimatland mitzubringen, der für sie eine persönliche oder nationale Bedeutung hat. Die Artefakte werden dann im Klassenzimmer aufgehängt oder aufgestellt. Die Kinder werden auch gebeten, Kalender in ihrer Muttersprache mitzubringen.

Die Lehrkräfte führen die Kinder in das Konzept der Genealogie ein und erklären das Konzept des Stammbaums. Bei dieser Aktivität werden die Kinder mit den relevanten Begriffen wie Familie, Generation, Nachname, Mutter, Vater, Schwester, Bruder, Enkelkind, Großeltern, Vater, Mutter, Großmutter, Großvater, Vater, Onkel, Cousin und anderen Begriffen vertraut gemacht, die Verwandtschaft und familiäre Beziehungen beschreiben. Ein wichtiger Schritt dabei ist es, die Eltern ins Klassenzimmer einzuladen, damit sie mithelfen und Beschreibungen und Begriffe aus den Heimatsprachen der Kinder mit einbringen. Außerdem werden die Kinder ermuntert, Fotos zu ihrem Stammbaum hinzuzufügen.

Die Kinder werden gebeten, eine Tabelle auszufüllen, in der die Informationen über ihre Großeltern zusammengefasst werden. Die Kinder geben ihren Namen und ihr Alter an und schreiben dann den Namen und das Alter ihres Großvaters oder/und ihrer Großmutter auf. Besonders wichtig bei dieser Tabelle ist die letzte Spalte. Dort sollen die Kinder das Wort „Großvater“ oder „Großmutter“ in ihrer Heimatsprache hineinschreiben.

Die Lehrkräfte bitten die Kinder, ggf. mit Hilfe der Eltern, mehrsprachige Einrichtungen und Schilder zu fotografieren oder Einrichtungen und Schilder in der Muttersprache der Kinder zu fotografieren und zum Unterricht mitzubringen. Die Kinder können auch mehrsprachige Zeitungen oder Zeitungen in ihrer Muttersprache mitbringen.

Um die Eltern zur Zusammenarbeit zu ermuntern und sie besser kennenzulernen, können Lehrer Fragen zum sozialen Hintergrund der Eltern stellen. Diese Fragen beziehen sich auf das berufliche und soziale Leben der Eltern, die Freizeitaktivitäten der Familie, ihre  Interessen und Vorlieben im Bereich Medien und Presse. Nachdem sie diese allgemeinen Informationen gesammelt haben, fragen die Lehrer die Eltern, ob sie bereit sind, mit den Kindern in der Klasse über ihre Hobbys, Fertigkeiten oder Interessen zu sprechen.

Bei dieser Aktivität werden die Kinder gebeten, eine Flagge ihres Landes nach einer Vorlage aus dem Internet zu zeichnen. Danach wird sie farbig ausgemalt.

Diese Aktivität steht in Zusammenhang mit der vorhergehenden. Hier assoziieren Kinder den Namen des Landes mit dessen Flagge und der/den Sprache(n), die dort gesprochen werden. Außerdem werden sie gebeten, eine Nationalblume, ein Tier und eine Sportart des Landes zu nennen, um die Informationen über das Land zu vervollständigen.

Diese Aktivität hilft dabei, den Multikulturalismus im Klassenzimmer sichtbar zu machen, indem die unterschiedliche Herkunft der Kinder in der Klasse herausgestrichen wird. Hier gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen. So können die Lehrkräfte zum Beispiel ein Foto von jedem Kind an die Wand heften und dessen Namen neben eine Flagge ihres/seines Herkunftslandes schreiben; Kinder, die aus dem gleichen Land kommen, werden unter derselben Flagge gruppiert. Auf diese Weise lässt sich sehr gut sichtbar machen, wie viele verschiedene Länder und damit Sprachen in der Klasse vertreten sind. Diese Aktivität kann aber auch so gestaltet werden, dass die Heimatländer verschiedener Kinder auf der Weltkarte markiert werden. In diesem Fall pinnen oder kleben die Lehrer die Kinderfotos direkt auf die Weltkarte in die entsprechenden Länder. Man kann auch Fäden verwenden, um jedes Herkunftsland der Kinder mit dem Land, in dem sie jetzt leben (Luxemburg), auf der Karte zu verbinden.

Die Lehrer suchen im Internet Bilder von echten Banknoten und Münzen, die in den Heimatländern verschiedener Kinder verwendet werden und anhand dieser Beispiele basteln die Kinder das Spielgeld.

Diese Aktivität ist angelehnt an die vorherige. Bei dieser Übung schlagen die Lehrer den Kindern vor, die Spalten einer Tabelle mit einem Ländernamen, dem Namen der in diesem Land verwendeten Banknoten, einem Symbol für die Währung und einem Namen für die Münzen auszufüllen. Für diese  Aktivität braucht es die Unterstützung der Eltern, wenn über den Namen der Währung gesprochen wird. Die Eltern werden auch gebeten, zusätzliche Informationen über die Besonderheiten der Währung zu geben und, wenn möglich, echte Banknoten und/oder Münzen in den Unterricht mitzubringen, um sie den Kindern zu zeigen.

Die Lehrer laden die (Groß-)Eltern ins Klassenzimmer ein und bitten sie, über die Gepflogenheiten bei Telefongesprächen in ihren Herkunftsländern zu berichten. Die Eltern können insbesondere über die in ihren Herkunftsländern üblichen Regeln für das Annehmen und das Beenden von Telefongesprächen berichten, die in verschiedenen Ländern und Kulturen unterschiedlich sein können. Nachdem die am Telefon verwendeten Wörter aus den Heimatsprachen erlernt wurden, können Eltern und Kinder die Telefongespräche nachspielen.

Diese Aktivität besteht aus mehreren Komponenten, die zusammengefügt eine kurze Biografie des Kindes ergeben. Die Lehrer machen ein Foto des Kindes, schreiben dessen Namen daneben und bitten das Kind, Informationen über seine/ihre Lieblingsbeschäftigungen oder Hobbies, die Sprachen, die es spricht, die Sprachen und die Herkunftsländer seiner/ihrer Eltern danebenzuschreiben und eine Flagge seines/ihres Heimatlandes zu malen. All diese Informationen können dann auf einem Poster zusammengestellt werden, welches im Klassenzimmer aufgehängt wird.

Am 21. Februar wird jedes Jahr weltweit der Internationale Tag der Muttersprache gefeiert, der 1999 von der UNESCO ins Leben gerufen wurde. An diesem Tag können in der Klasse Aktivitäten angeboten werden, bei denen eine größere Zahl von Eltern anwesend ist. Die Lehrer können mehrere oder alle Elternvertreter verschiedener Heimatsprachen einladen, um zu feiern und über sprachbezogene Themen zu diskutieren. Auch die Kinder können Poster für den Klassenraum gestalten.

(Zusammen mit Punkt 11) Um eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern zu gewährleisten, sollten Lehrkräfte den sprachlichen Hintergrund und die Sprachgewohnheiten der Eltern kennen. Um diese kennenzulernen, sollten sie die Eltern fragen, welche Sprachen zu Hause gesprochen werden, insbesondere mit dem Kind, welche Sprachen das Kind versteht und mit unterschiedlichen Personen spricht (Familienmitglieder, Freunde, Nachbarn usw.), welche anderen Kommunikationsmittel das Kind benutzt (Gesten, Gegenstände), welche Sprachen das Kind schreibt und liest, in welchen Sprachen die Eltern mit dem Kind singen, ihm/ihr vorlesen und Geschichten erzählen, wie das Kind Luxemburgisch gelernt hat (Fernsehen, Geschwister, Kinderkrippe usw.) und sich erkundigen, wo die Interessen der Eltern liegen und ob sie bereit wären, diese mit den anderen Kindern in der Klasse zu teilen.

Wenn ein neues Kind in die Klasse kommt, sollten die Lehrkräfte mehrere Schritte befolgen, um das Kind schnell und effizient in die Klasse zu integrieren. Als Erstes sollten die Lehrer eine emotionale Verbindung zum Kind aufbauen und Verständnis für die Schwierigkeiten zeigen, die das Kind vielleicht hat, weil es kein Luxemburgisch spricht und/oder versteht. Um dem Kind den Übergang in eine neue Schulumgebung zu erleichtern, können Lehrer andere Kinder oder Erwachsene finden, die die gleiche Sprache sprechen, und ganz generell die Verwendung der Muttersprache des Kindes im Unterricht fördern. Lehrer sollten auch (Groß-)Eltern ermuntern, Zeit im Klassenraum zu verbringen, wenn sie das Kind zur Schule bringen und abholen, und dann auch ihre Heimatsprache zu sprechen. Um die Zusammenarbeit mit der Schule zu stärken, sollten Lehrer die Eltern des neuen Kindes einladen, am Unterricht teilzunehmen, um beispielsweise ein Namensschild in der Muttersprache für das Kind zu basteln. Nach dem ersten Schultag sollten die Lehrer Kontakt zu den Eltern aufnehmen, um sie über den Stand der Dinge zu informieren und sie einzuladen, auch künftig an Aktivitäten im Unterricht teilzunehmen.

stell deine Frage