Orakel und Alphabetisierung

Viele Menschen weltweit sind mehrsprachig, aber nur wenige wissen, dass das Sprechen mehrerer Sprachen zahlreiche Vorteile für die Entwicklung von Gehirn und Geist mit sich bringt. Mehrsprachigkeit fördert das Gedächtnis und die Konzentration, eine schnelle Anpassungsfähigkeit, sowie die Aufmerksamkeit, Emotionsregulation und Verhaltenskontrolle. Diese kognitiven Fähigkeiten sind nicht nur für das Sprachenlernen von grundlegender Bedeutung, sondern auch für den Wissenserwerb in anderen Bereichen wie z.B. Mathematik, da eine mehrsprachige Person leichter in der Lage ist, Elemente zu erkennen, Ziele zu setzen und Probleme schnell und effizient zu lösen.Alles in allem bringt Mehrsprachigkeit den Menschen echte Vorteile. Vorschulkinder können daraus den größten Nutzen ziehen, da sie am Anfang ihrer Entwicklungsreise stehen. Deshalb sollte in den Klassen, die das Glück haben, Kinder mit unterschiedlichen Muttersprachen zusammen zu bringen, die Mehrsprachigkeit als Ressource geschätzt werden, und Pädagogen sollten sowohl Sprachgewandtheit in einer Muttersprache als auch Multiliteracy, d.h. Lese – und Schreibkompetenz in mehreren Sprachen, unterstützen.

Bialystok, E. (2017). The bilingual adaptation: How minds accommodate experience. Psychological Bulletin, 143(3), 233-262.

Celic, C., & Seltzer, K. (2011). Translanguaging: A CUNY-NYSIEB guide for educators. New York City, NY: The City University of New York.

Chumak-Horbatsch, R. (2012). Linguistically appropriate practice: A guide for working with young immigrant children (2nd ed.). Toronto, CA: University of Toronto Press.

MERCI !!!

Es gibt eine ganze Reihe von Aktivitäten, die die Lehrer für die mündliche Integration sämtlicher Sprachen und Kulturen nutzen können, die von den Kindern in der Klasse vertreten werden.

Die Lehrer binden täglich die Muttersprachen der Kinder in die Routinetätigkeiten ein. Dazu gehören Rituale wie die morgendliche Begrüßung der Kinder in sämtlichen Heimatsprachen, das Bemühen um die korrekte Aussprache der Namen der Kinder und die Entschuldigung an die Kinder, dass sie deren Heimatsprachen nicht sprechen. Auf diese Weise helfen die Lehrer den Kindern, sich im Unterricht ermutigt und wertgeschätzt zu fühlen und gleichzeitig auch ihre Muttersprache vorzustellen. Lehrer können in diese täglichen Rituale auch positives Feedback in den Heimatsprachen der Kinder (Wörter wie „gut“, „bravo“ in den Muttersprachen) einbinden, was eine emotionale Wirkung hat.

Die Lehrer bieten eine Aktivität an, bei der man sich über tragbare Lautsprecher Geschichten in jeder der Heimatsprachen der Kinder anhört. Die Nutzung von Technik ermöglicht es den Lehrern, Höraktivitäten in den unterschiedlichen Sprachen der Kinder anzubieten, was besonders sinnvoll ist, wenn die Lehrer diese Sprachen selbst nicht beherrschen. Die Lehrer können die Audioversion von Geschichten aus Bilderbüchern, die sie den Kindern im Unterricht vorlesen, vorspielen. Auf diese Weise kombinieren sie das Vorlesen/Erzählen der Geschichte aus dem Buch in der Unterrichtssprache und das Hören derselben Geschichte in der Heimatsprache jedes Kindes. Wenn Lehrer im Internet oder auf CD keine Audioaufnahmen der Geschichten in den Heimatsprachen finden können, können sie die (Groß-)Eltern der Kinder, Mitglieder der Schulgemeinschaft oder ältere Schüler bitten, die Geschichten aus der Unterrichtssprache in die Heimatsprachen der Kinder zu übersetzen, diese Übersetzung dann aufnehmen und sie im Unterricht abspielen.

Wie bei der vorherigen Aktivität werden auch hier von den Lehrern Technologien eingesetzt wie z.B. CDs, USBs und Stereoanlagen. Einmal in der Woche organisieren die Lehrer den Musiktag in einer der Heimatsprachen der Kinder. Die Auswahl der Lieder wird einem Schüler oder einer Gruppe von Schülern übertragen, die dieselbe Heimatsprache haben. Die ausgewählten Lieder werden mehrmals im Laufe des Schultages gespielt. Jede Woche wählt eine andere Heimatsprachengruppe die Lieder aus und die Aktivität wird für sie wiederholt. Diese interaktive Aktivität macht den Kindern Spaß und sie werden auf unterhaltsame Weise mit unterschiedlichen Sprachen vertraut gemacht.

Bei dieser Aktivität benutzen die Lehrer einen Voice Recorder, der auch über eine Tonwiedergabefunktion verfügt. Die Lehrer bitten die Kinder, dasselbe Wort oder denselben Satz in jeder der Heimatsprachen zu sagen, und nehmen sie einzeln auf. Nachdem die Aufzeichnung in den Muttersprachen erfolgt ist, spielen die Lehrer den Kindern die Audioaufnahme vor und bitten sie, die Sprache und den Sprecher zu bestimmen. Diese Aktivität verbindet Sprachproduktion und -rezeption und schult das Sprachbewusstsein der Kinder.

Für diese Aktivität sind keine Geräte erforderlich, die Lehrer können mit Papier arbeiten.  Die Lehrer erstellen eine Tabelle und füllen deren Spalten mit den Namen der verschiedenen Heimatsprachen aus. Die Namen der einzelnen Heimatsprachen werden mit unterschiedlichen Farben markiert oder hervorgehoben. Danach nennen sie die Farbe oder zeigen auf die Farbe in der Tabelle und bitten die Kinder, die diese Sprachen sprechen, die Hand zu heben. Auch diese Aktivität fördert das Sprachbewusstsein der Kinder.

Eine spielerische und lustige Übung, bei der viele Muttersprachen und nur ein Ball verwendet werden. Ein Lehrer hält einen Ball und sagt ein Wort in der Unterrichtssprache (Luxemburgisch). Nachdem das Wort artikuliert wurde, gibt der Lehrer den Ball an ein Kind neben ihm weiter. Das Kind sagt das gleiche Wort, aber in seiner Muttersprache und gibt den Ball an das nächste Kind weiter. Die Aktion wird so oft wiederholt, bis sämtliche Sprachen der Kinder in der Klasse wiedergeben worden sind. Nach einer Weile können die Kinder es allein ohne den Lehrer spielen, da sie verstanden haben, wie das Spiel funktioniert.Damit es noch mehr Spaß macht, können die Lehrer Musik in diese Aktivität mit einbeziehen. Dann spricht der Lehrer ein Wort aus und gibt den Ball an das nächste Kind weiter. Das Kind gibt den Ball weiter, ohne das Wort in seiner Heimatsprache zu sagen. Der Ball wird weitergereicht, bis die Musik aufhört. Das Kind, das den Ball hält, wenn die Musik stoppt, übersetzt das Wort in seine Heimatsprache. Die Aktivität wird wiederholt.

Die Lehrer brauchen ein Bild, auf dem viele bunte und helle Gegenstände abgebildet sind. Die Lehrer bitten die Kinder, die Gegenstände auf dem Bild in ihrer Heimatsprache und/oder auf Luxemburgisch zu benennen. Diese Aktivität umfasst sowohl Sprachproduktion (durch jeweils ein Kind) als auch Sprachrezeption (durch alle anderen Kinder). Durch die hellen und farbenfrohen Gegenstände wird die Aktivität einprägsam. Für die anderen Kinder sind sie eine gute visuelle Darstellung, um sich die Wörter aus den Heimatsprachen der anderen Kinder zu merken.

Die Lehrer bereiten die Karten vor, die ein Symbol oder ein Wort in der Unterrichtssprache enthalten. Ein Lehrer zeigt allen Kindern eine Karte, geht dann die einzelnen Spalten der Tabelle der Heimatsprachen durch (wie in Aktivität 4) und bittet jedes Kind, das Wort in seiner Heimatsprache zu benennen. Falls einige Kinder das Wort nicht kennen, schlägt der Lehrer vor, dass sie ihre Eltern zu Hause fragen und das Wort am nächsten Tag der Klasse mitteilen.

Die Lehrer sagen in der Unterrichtssprache Wörter für einen Tag (zum Beispiel Samstag) und einen Monat (zum Beispiel April), und schlagen allen Kindern vor, die Wörter in unterschiedliche Heimatsprachen zu übersetzen. Beim Übersetzen können die Kinder zusätzlich die Karten mit diesen Wörtern in der jeweiligen Sprache an die Tafel kleben, um die Visualisierung zu festigen.

Für diese Aktivität werden die Kinder gebeten, Gegenstände, die für ihre Heimatkulturen und Länder stehen, in den Unterricht mitzubringen. Das können Kleider, Puppen oder Spielzeug sein. Im Unterricht gestalten die Lehrer die Spielaktivität, bei der die Kinder die Gegenstände in ihrer Heimatsprache benennen.

Bei dieser Aktivität schlagen die Lehrer den Kindern vor, mit Tierfiguren zu spielen. Während des Spiels ergreifen die Lehrer die Initiative und benennen die Tiere in der Heimatsprache jedes Kindes. Bei dieser Aktivität sprechen also nicht die Kinder die Wörter aus, sondern die Lehrer. Falls die Lehrer die Wörter falsch aussprechen, können die Kinder sie korrigieren.

An dieser kreativen Aktivität nehmen mehrere Kinder gleichzeitig teil. Die Lehrer bitten die Kinder, eine Geschichte (ein Märchen oder eine Geschichte aus einem Bilderbuch) auszuwählen, um sie dann wie in einem Theater nachzuspielen. Als Vorbereitung auf das Stück wählen die Kinder aus, welche Figur sie spielen möchten und holen sich die Kleider. Das Interessanteste daran ist, dass die Kinder auch die Sprache(n) wählen, in der/denen sie spielen möchten. Folglich können sie, wenn sie die Geschichte darstellen, mehrere Sprachen in einem einzigen Stück sprechen, und so entsteht ein bereichernder mehrsprachiger Kontext des Eintauchens in die Sprache.

Ähnlich wie bei der vorherigen Aktivität werden Kinder bei dieser Aktivität dazu animiert, ihre Muttersprache in einem spielerischen Zusammenhang zu verwenden. Aber diesmal spielen die Kinder die ausgesuchte Geschichte nicht selbst, sondern verwenden dazu Puppen. Da jedes Kind eine Puppe in der Hand hat, spricht jede Puppe eine andere Sprache – die Heimatsprache des jeweiligen Kindes. Das Puppentheater wird für die anderen Kinder in der Klasse aufgeführt, wodurch wiederum ein mehrsprachiger Raum für die Sprachimmersion geschaffen wird.

Die Lehrer bieten eine Aktivität an, bei der zusammen mit den Kindern im Unterricht ein Supermarkt organisiert wird. Zusammen denken sich alle einen Namen dafür aus und erstellen eine Liste mit allem, was dazu benötigt wird, wie z.B. Geld, Kasse, Gutscheine, Werbung, Körbe, Schilder. Dann bitten die Lehrer die Eltern, mehrsprachige Behälter zum Unterricht mitzubringen, die dann im Supermarkt verwendet werden. Die Kinder organisieren und sortieren die Behälter nach Sprache, Größe und Kategorie. Auf diese Weise lernen Kinder, Sprachen zu erkennen. Der Supermarkt kann unter einem Motto stehen, z.B. ägyptischer Markt.

Bei dieser Aktivität bitten die Lehrer die Kinder, den anderen Kindern von den täglichen Ritualen zu erzählen, die es in ihrer Familie zu Hause vor dem Essen gibt. Diese Rituale bei Mahlzeiten können das Sprechen oder Singen eines Gebets sein, sich gegenseitig guten Appetit wünschen und so weiter. Lehrer können die Kinder auch bitten, der Klasse beizubringen, wie man „Gudden Appetit“ in ihrer Muttersprache sagt. Das Aussprechen von „Gudden Appetit“ in unterschiedlichen Heimatsprachen oder das Nachahmen von Essensritualen verschiedener Kulturen kann zu einer täglichen Aktivität im Unterricht werden.

Link: https://www.omniglot.com/language/phrases/bonappetit.htm

Wie die vorherige Aktivität steht auch diese in Zusammenhang mit den Gewohnheiten rund um die Mahlzeiten der Kinder, insbesondere dem Frühstück. Die Lehrer bitten die Kinder, ihr typisches Frühstück zu malen und es dann den anderen in der Klasse zu erklären. Da die Schüler aus verschiedenen Kulturen kommen können, kann ihre Darstellung der Essgewohnheiten unterschiedlich sein, was dazu führt, dass im Unterricht ein lehrreicher multikultureller Raum entsteht. Hinzu kommt, dass die Verwendung von Begriffen für die Bezeichnung von Lebensmitteln und Besteck in den jeweiligen Muttersprachen die Kinder noch einmal mehr mit den unterschiedlichen Heimatkulturen vertraut macht.

Diese Aktivität ist den Lehrern vorbehalten. Es geht dabei darum, die Fortschritte der Kinder im Bereich der gesprochenen Sprache (meistens im Luxemburgischen und in der Muttersprache) im Auge zu behalten.Den Lehrern wird empfohlen, die sprachlichen Leistungen jedes Kindes in regelmäßigen Abständen aufzuzeichnen. Lehrer können eine Tabelle mit mehreren Spalten erstellen, die dann ausgefüllt werden. Die erste Spalte enthält die Namen der Kinder, und die zweite Spalte beschreibt die Aufgaben, die die Kinder erledigen sollten. In der Rubrik „Allgemeine Sprachennutzung“ bewerten die Lehrer die Fähigkeiten jedes Kindes, sein gesamtes sprachliches Repertoire (ohne Unterscheidung zwischen benannten Sprachen) für komplexe Gedankengänge zu nutzen, um zu überzeugen, zu vergleichen, zu kontrastieren, Anweisungen zu geben, Dinge zu erzählen, Witze zu erzählen usw. In den folgenden beiden Spalten „Luxemburgische Sprachennutzung“ und „Nutzung der Heimatsprache“ unterscheiden die Lehrer zwischen den Sprachen und bewerten separat die Leistungen der Kinder im Luxemburgischen und in der Heimatsprache.Außerdem können Lehrer eine Tabelle erstellen, in der sie die Fortschritte im Luxemburgischen und in der Muttersprache im Detail beschreiben. Nachdem Name und Alter des Kindes sowie das Datum erfasst wurden, bewerten die Lehrer die sprachlichen Fähigkeiten der Kinder wie z.B. Hören und Sprechen. Mögliche Bewertungen können sein: „Hört aufmerksam zu“, „Folgt Anweisungen und Richtungsangaben“, „Redet mit der Gruppe“, „Erzählt Geschichten / weiter“, „Spielt mit der Sprache“, „Translanguaging“ und so weiter.

Neben der Förderung der mündlichen Sprachgewandtheit der Kinder in ihrer Heimatsprache ist es sehr wichtig, auch Schreib- und Lesefähigkeiten in der Heimatsprache zu entwickeln. Es gibt verschiedene Aktivitäten, die eingesetzt werden können, um sogenannten „Multiliteracies“ im Unterricht zu fördern:

Buch der Heimatsprachen

Die Lehrer schlagen vor, dass die Kinder gemeinsam ein Buch machen. Das Buch wird in allen in der Klasse vorhandenen Heimatsprachen geschrieben. Für jede Heimatsprache gibt es eine eigene Seite im Buch, und die Kinder schreiben ihre Namen unter ihrer Heimatsprache.

Mehrsprachige Zeitung

Bei dieser Aktivität können Lehrer, Kinder und Eltern zusammenarbeiten. Die Lehrer schlagen den Kindern vor, eine Zeitung zu gestalten, die Informationen in den verschiedenen Heimatsprachen und in der Unterrichtssprache liefert. Zuerst entscheiden die Kinder zusammen, wie der Name der Zeitung sein soll. Dann bestimmen sie die Mitarbeiter (Verleger, Journalisten, Fotografen). Und als nächstes wird gemeinsam das Zeitungsformat und die Seitenzahl festgelegt. Die Themen, zu denen es Artikel geben soll, werden zusammen mit allen Kindern bestimmt. Die Themen können Klassenveranstaltungen sein, Ausflüge, Besucher, besondere Tage, Feste usw. Man könnte auch sagen, sie spiegeln den Alltag des Unterrichts wider. In der Produktionsphase werden die Eltern gebeten, die Kinder dabei zu unterstützen, die Artikel in ihrer Heimatsprache zu schreiben und Fotos und Illustrationen für die Artikel zu finden. Sobald sämtliches Material zur Verfügung steht, helfen die Lehrer den Kindern bei der Gestaltung des Layouts. Wenn das Ganze dann vorgestellt wird, wird den Kindern die fertige Zeitung vorgelesen. Auch die Eltern werden gebeten mitzumachen, indem sie ihren jeweiligen Teil der Zeitung in ihrer Muttersprache vorlesen.

Buchpräsentation

Bei dieser Aktivität werden die Kinder gebeten, im Unterricht ein Buch zu präsentieren, das in der Klasse laut vorgelesen wurde. Die Kinder werden gebeten, bei ihrem Vortrag sowohl Luxemburgisch als auch ihre Heimatsprache zu sprechen, d. h. ihr gesamtes sprachliches Repertoire zu nutzen. Andere Kinder helfen mit, die Wörter aus ihrer Heimatsprache für den Rest der Klasse zu übersetzen.

Zwei- oder mehrsprachige Bücher und Texte

Bei dieser Aktivität geht es darum, ein zweisprachiges Buch in einer Unterrichtssprache (Luxemburgisch) und einer Heimatsprache (z. B. auf Arabisch) zu lesen. Zur Vorbereitung auf die Aktivität müssen die Lehrer in der Bibliothek Bücher ausleihen oder zweisprachige Bücher in unterschiedlichen Heimatsprachen basteln. Bei der Fertigung dieser Bücher können Schulen und Familien zusammenarbeiten. Die Lehrer können Eltern, Mitglieder der Schulgemeinschaft und/oder ältere Schüler bitten, die Geschichtenbücher aus dem Luxemburgischen in die Heimatsprachen zu übersetzen. Die Lehrer können auch den luxemburgischen Text vorlesen und die Kinder im Unterricht direkt auffordern, einige Wörter in ihre Heimatsprache zu übersetzen. Auch die Lehrer selbst können beim Lesen auf Luxemburgisch im Unterricht gezielt bestimmte strategische Wörter in die Heimatsprachen übersetzen und so die Kinder auf das Vokabular in den Heimatsprachen vorbereiten.Für die praktische Umsetzung dieser Aktivität werden die Eltern eingeladen, am Unterricht teilzunehmen. Die Lehrer bitten die Eltern, an einer zweisprachigen Buchlesung für Kinder teilzunehmen. Zuerst liest ein Lehrer das Buch auf Luxemburgisch vor und dann liest ein Elternteil dasselbe Buch in seiner Muttersprache vor. Danach wird das Buch noch einmal vorgelesen, diesmal jedoch Seite für Seite: eine Seite auf Luxemburgisch, und dann noch einmal dieselbe Seite in der Heimatsprache und so weiter. Eltern, die die Geschichte in ihrer Muttersprache vorlesen, werden gebeten, langsam und deutlich zu sprechen und auf die Bilder zu zeigen, damit die Kinder genügend Zeit haben, die Informationen in der neuen Sprache zu verarbeiten und eine bildliche Darstellung haben, damit sie das Bild mit dem neuen Vokabular verknüpfen können. Beim Vorlesen der Geschichte in der Heimatsprache können die Eltern die Kinder bitten, einige Wörter aus dieser Sprache ins Luxemburgische zu übersetzen. Sie können auch während des Vorlesens innehalten und die Kinder fragen: „Was kommt als nächstes?“ So kann Voraussicht entwickelt werden. Die Übung zeigt, dass die Kinder die Bedeutung der Wörter in der neuen Sprache erfassen können und aktiv an der Leseaktivität teilnehmen, indem sie die Fragen beantworten, die die Eltern zur Geschichte stellen.

Kulturell relevantes Buch

Ähnlich wie bei der vorherigen Aktivität, wo ein zweisprachiges Buch gelesen wurde, laden auch hier die Lehrer die Eltern ein, ein Buch über kulturelle Relevanz zusammenzustellen und es im Unterricht vorzulesen. Den Kindern werden dann verschiedene Fragen gestellt, wie „Sind die Figuren im Buch wie du und deine Familie? Hast du schon einmal an einem solchen Ort gewohnt oder dort Urlaub gemacht? Könnte diese Geschichte dieses Jahr passiert sein? Was meinst du, sind die Figuren in deinem Alter? Sind die Figuren in der Geschichte Jungen oder Mädchen? Sprechen die Figuren so wie du und deine Familie? Wie oft hörst du solche Geschichten? Hast du schon einmal so etwas erlebt, wie das, was in der Geschichte beschrieben wird?“ Indem sie zum Gespräch ermuntern, schaffen Lehrer für die Kinder einen Raum der Immersion in verschiedene Kulturen und Sprachen.

Mehrsprachige Karten

Die Lehrer bieten den Kindern an, Grußkarten für verschiedene Feiertage zu basteln. Die Feiertage können aus unterschiedlichen Kulturbereichen stammen. Zum Beispiel Geburtstage, Muttertag, Vatertag, Weihnachten, Ramadan, Chanukka, Chinesisches Neujahr und so weiter. Die Kinder gestalten die Karten in ihrer Heimatsprache und auch auf Luxemburgisch.

Register

Einmal im Monat bitten die Lehrer die Kinder, ihren Namen auf Luxemburgisch und in ihrer Heimatsprache (insbesondere, wenn ihre Heimatsprache eine andere Schrift hat) in ein Register zu schreiben.

Schulbibliothek

Die Lehrer bestärken die Eltern darin, mit ihren Kindern in die Schulbibliothek zu gehen und sich die Bücher anzusehen. Die Eltern können zweisprachige Bücher oder Bücher in ihrer Heimatsprache in der Bibliothek ausleihen und den Kindern zu Hause vorlesen. Am nächsten Tag können sie die Bücher zurückbringen und neue Bücher ausleihen. So können Eltern, die nicht in der Unterrichtssprache lesen können, ihren Kindern Geschichten in der Heimatsprache vorlesen. Wenn die gleichen Geschichten später im Unterricht von den Lehrern auf Luxemburgisch vorgelesen werden, kennen die Kinder die Handlung der Geschichte bereits und können sie verstehen.Lehrer können auch ein- oder zweimal pro Woche nach der Schule Tage der offenen Tür organisieren, wo sie die Eltern zu treffen und Zeit haben, über die Fortschritte der Kinder zu sprechen, wo sie Bücher zum Lesen für zu Hause empfehlen und Fragen der Eltern beantworten können.

Verwandte Wörter (Kognaten)

Die Lehrer erstellen Listen mit verwandten Wörtern aus unterschiedlichen Heimatsprachen, die denselben sprachlichen Ursprung haben. Zum Beispiel Banann (Luxemburgisch) – Banane (Deutsch) – banane (Französisch) – banana (Portugiesisch) – banan (Polnisch). Gleichzeitig erstellen die Lehrer eine Liste von falschen Verwandten, Wörtern aus verschiedenen Heimatsprachen, die sich ähneln, aber unterschiedliche Bedeutungen haben. Zum Beispiel actual (Englisch) – aktuell (Deutsch). Die Lehrer bitten die Kinder, die verwandten Wörter und die falschen Verwandten zu finden. Auf diese Weise führen Kinder eine kritische Bewertung von Sprachen durch und entwickeln ihre Lese- und Schreibfähigkeit in mehreren Sprachen (Multiliteracy). Bei korrekt identifizierten falschen Verwandten werden die Kinder gebeten, anzugeben, welches Wort denn richtig wäre, zum Beispiel actual (englisch) – wirklich (deutsch). Außerdem werden die Kinder gebeten, sich die Wörter bildlich vorzustellen.

Vier-Felder-Graphik

Diese Aktivität ist ein Wortspiel mit Visualisierung. Auf einer Tafel oder einem Blatt Papier zeichnet ein Lehrer eine Graphik, die aus vier Feldern (Bereichen) besteht. Das erste Feld enthält ein Wort, das in vielen Sprachen geschrieben ist, darunter Luxemburgisch und die Heimatsprachen aller Kinder in der Klasse. Das zweite Feld enthält ein Bild, das als bildliche Darstellung des Wortes dient. Das dritte Feld enthält ein Synonym des Wortes. Und in das vierte Feld schreibt jedes Kind ein Wort oder einen Satz, das/der für seine persönliche Verbindung zum Wort steht.

Buch der Zahlen

Die Lehrer geben jedem Kind ein Buch mit zehn leeren Seiten. Die Kinder werden gebeten, Bilder von vertrauten Gegenständen auf die Seiten zu malen: Die Zahl der Gegenstände, die die Kinder auf jeder Seite zeichnen dürfen, sollte der jeweiligen Seitenzahl entsprechen. Mit anderen Worten, Kinder sollen auf der ersten Seite einen Gegenstand zeichnen, auf der zweiten Seite zwei Gegenstände, auf der dritten Seite drei Dinge und so weiter bis zehn. Danach nummerieren die Kinder die Seiten und schreiben für jede Zahl ein Wort in ihrer Muttersprache. Sie setzen zum Beispiel die Zahl „2“ auf die zweite Seite und schreiben „dois“ (Portugiesisch). Auch die Eltern werden gebeten, den Kindern bei dieser Alphabetisierungsaktivität zu helfen.

Protokoll für Sprachen und Lesefähigkeit

Diese Aktivität ohne Einbeziehung der Kinder hilft den Lehrern, die Entwicklung der Lese- und Schreibfähigkeit der Schüler in den verschiedenen Sprachen im Auge zu behalten. Die Lehrer werden gebeten, eine Tabelle zu erstellen, in der sie die Fortschritte der Kinder beim Lesen und Schreiben im Luxemburgischen und in ihrer Heimatsprache festhalten. Die Tabelle enthält den Namen und das Alter des Kindes, das Datum und die Beschreibung des Sprachverhaltens des Kindes. Die Lehrer können hier z.B. schreiben: „Zeigt leseähnliches Verhalten: hält das Buch gerade, blättert um, schaut Wörter an und zeigt auf Wörter“, „Erkennt seinen/ihren eigenen Namen wenn er aufgeschrieben ist“, „Schreibt gerne Symbole auf das Papier“ und so weiter.

stell deine Frage